Problematik

Gemeinden ohne Priester?

Das Großraumpfarrmodell der Diözese sieht vor, dass nicht Priester, sondern hauptsächlich ehrenamtliche "Seelsorgeteams" die Verantwortung für Filialgemeinden übernehmen.

 

Die Leitung von "Seelsorgeteams" durch geweihte Priester ist zwar möglich, sie ist aber  nicht prinzipiell vorgesehen. Offenbar versucht man hier eine Gemeindeleitung ohne Priester zu institutionalisieren.

PfarrgemeindeleitINNen der Zukunft?

Was sagt Papst Franziskus dazu?

Hat die Idee, Priester durch Seelsorgeteams zu ersetzen, Zukunft? Papst Franziskus sagt nein. Er meint sogar, ein solches Modell müsse scheitern:

 "Pastoralpläne, die den geweihten Priestern nicht die gebührende Bedeutung in ihrem Dienst des Leitens, Lehrens und Heiligens im Zusammenhang mit dem Aufbau der Kirche und dem sakramentalen Leben beimessen, sind der Erfahrung nach zum Scheitern verurteilt."

(Ansprache von Papst Franziskus, Deutsche Bischofskonferenz, November 2015)

Priester nur als Dienstleister?

Warum will die katholische Kirche ausgerechnet Priestern die Leitung der Pfarrgemeinden anvertrauen?

Es ist katholische Lehre, das Leitersein zum dreifachen Dienst eines Priesters gehört.  Im Großraumpfarrmodell ist das Hirtenamt jedoch dem Großraumpfarrer vorbehalten.

Die übrigen Priester werden zu Hilfspriestern. Ihnen kommt in erster Linie eine Dienstleistungs-Rolle zu: Sakramentenspendung, Predigt, diverse andere Aufgaben. Das greift zu kurz.


Schlechte Aussichten für angehende Priester

Was für einen Platz werde ich als Priester in unserer Diözese einnehmen? Wer aller werden meine Vorgesetzten sein? Bleibt mir noch Raum für Eigenverantwortung?“

Solche Fragen stellt sich ein Priesteramtskandidat mit Recht, denn er muss sich gegenüber einer ganzen Reihe von Instanzen verantworten: vom Großraumpfarrer und dessen Pastoralteam, über die Leitung des "Seelsorgeteams" und den Pfarrgemeinde-Rat, bis hin zum Liturgiekreis.

Solche Aussichten sind verunsichernd und fördern mit Sicherheit nicht die Entscheidung, in das Priesterseminar einzutreten. 

Auch jene Priester, die derzeit einen Dienst als Pfarrer versehen, wissen nicht, was die Zukunft für sie bringen wird. Welchem ehemaligen Mitbruder werden sie unterstellt? Was dürfen sie selbst noch entscheiden? Wie schwierig wird es, eigene Initiativen zu setzen? 

Wer als Großraumpfarrer vorgesehen ist, muss sich ebenfalls schwierigen Fragen stellen: 

Ist er den enormen Koordinierungsaufgaben gewachsen, die er dann zu bewältigen hat? Und ist er bereit, auf den persönlichen Kontakt zu den Gläubigen zu verzichten? Denn bei ca. 30.000 Gläubigen pro Pfarre ist der wohl kaum möglich.

Konflikte, Aufwand und Kosten durch die geplanten Strukturen

Das Modell der Großraumpfarre führt de facto eine neue hierarchische Ebene ein, die nicht auf natürliche Weise gewachsen, sondern von Gremien konstruiert ist. Umso mehr ist sie anfällig für weltanschauliche und zwischenmenschliche Konflikte. Es ist zu befürchten, dass dieses Konstrukt viel Aufwand und zahlreiche Sitzungen zur Folge haben wird.

Kostspielig sind auch die zusätzlichen Gehälter, die bezahlt werden müssen: insgesamt 35 Pfarrverwalter, 35 Laienvorstände, zudem 35 Sekretäre. Außerdem sind Büroräume zu adaptieren. Wird es möglich sein die hohen Administrationskosten zu decken, ohne bei den Pfarrgemeinden vor Ort einzusparen?

Schon derzeit landen nur 8 % des Kirchenbeitrages in den Pfarren! 

Franziskus warnt vor übertriebener Zentralisierung

Im November 2015 mahnte Papst Franziskus die deutschen Bischöfe, ihr Vertrauen nicht in einen ausgeklügelten Verwaltungsapparat zu setzen. Eine „übertriebene Zentralisierung“ erschwere das Leben und die missionarische Dynamik der Kirche. Seine Worte gelten auch für uns:

"Es werden immer neue Strukturen geschaffen, für die eigentlich die Gläubigen fehlen.

Es handelt sich um eine Art neuer Pelagianismus*, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat.

Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert aber das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." 

* Pelagianismus ist die Lehre, man könne aus eigener Kraft ein guter Christ sein und brauche dafür nicht die Gnade Gottes.

(Ansprache von Papst Franziskus, Deutsche Bischofskonferenz, November 2015)

Weitere warnende Stimmen


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Interview mit Bischof Ackermann
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